Prokrastination und Abschlussbarrieren

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Ich (21 Jahre, Student) habe bereits seit Monaten mit Prokrastination/Ablenkung zu kämpfen.

Das ganze beginnt oft schon in der Früh damit, dass ich mich nach dem Wecker noch einmal kurz ins Bett lege. Beim Frühstück lese ich oft nebenbei Nachrichten oder bin auf Social Media usw. Bis ich nach dem Aufstehen wirklich in den Tag starte und beginne, an meinen Aufgaben zu arbeiten, vergehen oft mehrere Stunden. Da ich derzeit nicht arbeite, im Studium kaum in Präsenz anwesend sein muss und die meisten Vorlesungen nachschauen kann, habe ich keine fixen Strukturen in meinem Alltag, daher geht sich dieses Verhalten auch aus.

Dazu kommt, dass ich als Reaktion auf Stress und unangenehme Aufgaben oft das Smartphone in die Hand nehme und mich dann damit beschäftige. Das ist mittlerweile eine sehr eingefahrene Gewohnheit, wohl zur Stressbewältigung, die aber natürlich nur dazu führt, dass ich weiter prokrastiniere und kostbare Zeit verliere. Dadurch werde ich frustriert. Ich merke schnell, dass ich eigentlich gerade etwas anderes tun sollte, kann mich dann aber oft trotzdem nicht dazu überwinden, das Smartphone zur Seite zu legen, um mich dann fokussiert meinen Aufgaben zu widmen.

Alles in allem schaffe ich dadurch einfach viel weniger in der Zeit, die ich zur Verfügung habe. Weil ich (insbesondere in meinem Studium) natürlich trotzdem Deadlines einhalten muss, fühle ich mich dann oft gestresst und stark unter Druck. Ich erledige Dinge erst in letzter Minute, obwohl ich eigentlich genug Zeit hätte, um sie fokussiert ohne Stress zu tun. Diese Zeit verwende ich aber eben zum Prokrastinieren. Dadurch habe ich dann auch weniger wirkliche Freizeit, in der ich mich tatsächlich entspannen könnte.

Ich habe mittlerweile gemerkt, dass ich an Tagen, an denen ich früh aufstehe, tendenziell deutlich fokussierter und produktiver bin. Daher versuche ich auch, rechtzeitig schlafen zu gehen und einen regelmäßigen Schlafrhythmus aufzubauen. Am Abend habe ich aber oft das Problem, dass ich es nicht schaffe, rechtzeitig ins Bett zu gehen. Stattdessen habe ich das Gefühl, ich müsse noch irgendetwas tun, um den Tag gut abzuschließen. Ich denke, das Konzept von “Revenge Bedtime Procrastination” beschreibt mein Verhalten gut. Manchmal versuche ich aber auch, am Abend noch Aufgaben zu erledigen, die ich tagsüber nicht geschafft habe, damit ich zumindest das Gefühl habe, heute produktiv gewesen zu sein. Als Ergebnis schaffe ich es am nächsten Tag dann wieder nicht früh genug aus dem Bett, bin frustriert und erledige weniger.

Ein Ansatz, mit dem ich zumindest ein bisschen Erfolg hatte, ist eine fixe Morgenroutine, in der ich bereits einige kleine Aufgaben abarbeite und mir einen Überblick über die To-Dos des Tages verschaffe. Trotzdem bin ich noch weit weg von der Produktivität, die ich gerne hätte. Haben Sie ein paar Tipps für mich?

1 comment

  1. Lassen Sie das Kämpfen und forschen Sie! Ein gute Ziel wäre es, einen Arbeitsstil zu finden, der zu Ihrem Wesen passt.
    Oft ist das Ausmaß des Prokrastinierens direkt proportional zum Druck, den man sich macht.
    Vielleicht ist es wichtig, dass Sie zuerst rausfinden, ob Sie eher morgens oder abends gut lernen können! Dass Sie keine fixe Struktur haben, sehe ich als große Chance: Sie können frei gestalten!
    Sicher ist, dass sich der Organismus im Trödeln und “Prokrastinieren” Erholung erschleicht, die er sonst nicht bekommt.

    Ich glaube, es wäre gut, wenn Sie sich langsam und in kleinen Schritten Ihren Aufgaben annähern, so wie SIe es im letzten Absatz beschreiben: zuerst sich einen Überblick verschaffen, vielleicht ein paar kleine Dinge erledigen, dann sind Sie schon in Kontakt gekommen mit Ihren Aufgaben. Vielleicht möchten Sie dann wieder etwas ganz anderes tun (Dinge ordnen, Hausarbeit, einkaufen, Sport,…)
    Es ist wichtig herauszufinden, wie es für Sie am leichtesten möglich ist, sich einzulassen! Es geht weniger um Disziplin, als darum, sich selbst zu verstehen. (
    Das Telefon übrigens würde ich möglichst oft ausschalten, oder ins Nebenzimmer legen. Dann vielleicht konkrete Telefonzeit beim Kaffee oder so. Smartphone als Flucht-und Suchtmittel ist nicht hilfreich)
    Möchten Sie morgens zuerst Freiraum und dann eine Arbeitsphase? Ausprobieren!
    Kommen Sie abends erst so richtig in die Gänge? Ausprobieren!

    Das, was Sie “revenge bedtime procrastination” nennen würde ich Abschlussbarriere nennen. Wann traue ich mich zu sagen “jetzt ist es genug für heute”? Bei dieser Frage kommen manche Menschen nämlich drauf, dass es für sie nie genug ist, weil da eine mächtige Anspruchshaltung/Ehrgeiz/Unsicherheit ist.
    Generell braucht jeder Organismus eine Ausgewogenheit zwischen Aktivität und Regeneration. Wo viel Kopfarbeit passiert, braucht man auch wieder Bewegung zum Ausgleich und zusätzlich brauchen wir Sozialleben und noch etwas Zeit für private Interessen, Pausen usw.
    Finden Sie heraus, wie es am Besten und Leichtesten geht! Spielen Sie mit dem Thema, machen Sie sich keinen Druck (Das ist Gewalt gegen die eigene Person!) Die Phase des Studiums ist gut geeignet um sich eine zum eigenen Wesen passende Produktivität anzugewöhnen.
    Viel Spaß beim Forschen!

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