Bleiben oder gehen?

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Ich studiere momentan in Wien, werde aber in ca. einem Monat meinen Bachelor fertig machen. Eigentlich wäre jetzt der ideale Zeitpunkt, um für das Masterstudium in eine andere Stadt zu ziehen. Da ich am Land aufgewachsen bin, hatte ich immer eine große Verbundenheit zur Natur und den Bergen – dh, Innsbruck wäre naheliegend und würde mir auch gefallen. Außerdem konnte ich in Wien nie wirklich Fuß fassen und auch kein soziales Netzwerk aufbauen.

Ein Umzug heißt aber, dass ich meine vertraute Umgebung und meine beste Freundin zurücklasse. Ich bin zwar ein offener und kommunikativer Mensch, aber auch introvertiert, dh ich brauche immer etwas Zeit, um mich auf neue Kontakte einzulassen.

Auf der einen Seite wünsche ich mir, meine Komfortzone zu verlassen und den Schritt zu wagen, aber ich habe andererseits etwas Angst, dass meine Erwartungen und Vorstellungen an Innsbruck etwas zu hoch sind und ich dann entäuscht bin.

Wie soll ich zu einer Entscheidung kommen?

1 comment

  1. Was Sie schreiben, ist sehr nachvollziehbar und verständlich. Sie stehen vor einem neuen Lebensabschnitt und damit vor der Entscheidung zwischen dem, was Sie kennen und Ihnen vertraut ist, und der Chance, etwas Neues zu wagen und kennenzulernen. Klären Sie für sich Ihre Erwartungen und Vorstellungen an Innsbruck. Klären Sie auch Ihre Erwartungen und Vorstellungen an ein weiteres Leben in Wien. Und dann stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn Sie nächstes Jahr um diese Zeit zurückblicken auf die Entscheidung, die Sie vor einem Jahr um diese Zeit getroffen haben. Wie fühlt es sich für Sie an, nach Innsbruck gezogen zu sein? Was haben Sie in der Zwischenzeit dort erleben können, sodass Sie froh über Ihren Umzug sind? Wie ist es Ihnen gelungen, mit Ihrer besten Freundin in Kontakt zu bleiben? Sind Sie noch in Kontakt? Wie haben Sie in Innsbruck neue Kontakte geknüpft? Was war möglicherweise anders als Sie es sich vorgestellt haben und wie sind Sie mit dieser enttäuschten Erwartung umgegangen? Und dann spüren Sie aus der Perspektive Ihres um ein Jahr weiseren Ichs nochmal in sich hinein und klären Sie, wie es sich anfühlt in Wien geblieben zu sein, in Ihrer vertrauten Umgebung mit Ihrer besten Freundin? Denken Sie da manchmal noch an Ihre damalige Überlegung, nach Innsbruck umzuziehen? Was ist in der Zwischenzeit passiert, dass Sie froh darüber sind, in Wien geblieben zu sein? Was hat Sie dazu bewegt, in Wien geblieben zu sein, und wie finden Sie das von sich, dass Sie in Wien geblieben sind?
    Lassen Sie sich doch gerne mal auf diese kreativen Gedankenexperimente ein. Optional können Sie auch auf die bewährte Pro- und Contra-Listenmethode zurückgreifen, um die Vor- und Nachteile einer Entscheidung für Wien bzw. Innsbruck plastisch vor Augen zu haben und zu einer Entscheidung zu kommen.
    Aus dem, was Sie schreiben, lässt sich schließen, dass Sie sich gut kennen. Fragen Sie sich, was Ihnen gut tut. Sie tragen die Ressourcen in sich, um sowohl ein Leben in Wien als auch einen Umzug nach Innsbruck zu meistern. Aber was wollen Sie, was erwarten Sie sich? Was sagt Ihr Bauchgefühl? Haben Sie keine Angst davor, etwas Neues auszuprobieren. Die Angst, die Sie diesbezüglich fühlen, ist normal. Aber was ist das Schlimmste, was passieren könnte, wenn Sie den Schritt wagen, und wie könnten Sie das wieder gut für sich lösen? Verurteilen Sie sich aber auch nicht dafür, in Ihrer Komfortzone bleiben zu wollen, wenn es Ihnen dort gut geht und Sie sich einen angenehmen Ort geschaffen haben, den Sie noch etwas festigen und schöner einrichten möchten. Am Ende geht es darum, dass Sie hinter Ihrer Entscheidung mit gutem Gefühl stehen können. Und schließlich beeinflussen Entscheidungen zwar den Lebensweg, sind jedoch nicht irreversibel.