Schwierige Phase – notwendige Neuorientierung

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Ich habe einen ziemlich anstrengenden Monat hinter mir.
Das erste mal im Leben habe ich (29) wen gefunden, mit dem sich eventuell eine ernsthafte, lange Beziehung angebahnt hätte aber die Person zieht leider beruflich weit weg, das war der erste Brocken zu verdauen. Beruflich denke ich hab ich schon seit Frühling eine Art Burnout, ich bin sehr leicht gereizt, ständig müde, fühl mich intellektuell unterfordert und kann mich nicht weiterentwickeln. Entsprechend empfand ich eigentlich absolut nichts als ich am Montag offiziell befördert wurde auch nicht durch die 30% Gehaltserhöhung und Bonus.
Seit einigen Wochen hatte ich das Gefühl mein Leben stagniert in jedem Bereich (ich kann mich beruflich nicht weiterentwickeln, mein Freundes und Bekanntenkreis ist defacto seit Corona gleich, ich hatte noch nie eine ernsthafte Beziehung und wenn ich nichts mache sitze ich wahrscheinlich mit 40 noch in der gleichen 28m^2 Studentenwohnung). Ich hatte den Plan bei einer großen Firma einen Job im Ausland zu bekommen, wieder was neues zu sehen, in einem rießigen Headquarter neue junge Leute kennenzulernen, die alle ähnliche Werte haben und auch beruflich gefordert zu werden und mich wieder weiterentwickeln zu können. Ich will wieder irgendwas haben worauf ich mich freue wenn ich aufstehe. So weit so gut…
Am Donnerstag hatte ich Geburtstag und ich mag meine Geburtstage eigentlich nicht, da oft irgendwas war: letztes Jahr hatte ich Streit mit meinem Vater, mal hatte meine Schwester Liebeskummer und bekam die Aufmerksamkeit, etc. Meist ist es dann jährlich ein Gefühl als ob eigentlich jedem egal ist ob es einen gibt oder nicht. Ich wollte mir dieses Jahr aber einen schönen Tag mit meiner Mutter machen und bin Mittwoch Abend in mein Elternhaus gefahren. Unsere 13 Jahre alte Katze, die wie ein Familienmitglied war, hatte das erste Mal in ihrem Leben am Tag davor Schmerzen und ganze Mittwoch Nacht Anfälle und wurde schließlich komplett plötzlich und unerwartet an meinem Geburtstag eingeschläfert.
Die letzten Tage waren entsprechend schlimm, weil sie uns im Alltag so fehlt, besonders auch für meine Mutter die die meiste Zeit mit ihr verbracht hat. Ich hab auch Angst, dass meine Mutter dadurch depressiv wird. Gerade vorhin haben sich meine Eltern auf den Weg ins Krankenhaus gemacht, weil mein Vater meinte es sticht ihn bereits 2 Tage am Herz.
Momentan fühl ich mich irgendwie komplett niedergeschlagen und hoffnungslos. Es gibt nichts worauf ich mich freuen kann in der Zukunft. Zusätzlich zu den negativen Gefühlen durch meine persönliche Lebenslage kommt noch hinzu, dass mich die frühe Dunkelheit, das Wetter und die Nachrichten extrem deprimieren. Einerseits, weil ich Angst habe, die Corona Situation wird es wieder schwer machen Freunde zu sehen oder gar neue Bekanntschaften zu machen. Andererseits auch weil ich mich undankbar fühle, wenn ich zB Flüchtlinge an der polnischen Grenze sehe, da ich objektiv betrachtet ein sehr privilegiertes Leben führe aber nicht glücklich bin. Momentan könnte ich auch um ehrlich zu sein nichts nennen, was mich glücklich machen würde. Ich habe auch schon Angst eine Belastung für meine Freunde zu sein, da ich weiß, dass es auch einige von ihnen gerade nicht einfach haben.
Wie kann ich meine Situation verbessern?

1 comment

  1. Sie sind an einem schwierigen, aber auch interessanten Punkt angelangt, in Ihrem Leben. Im Bereich der Arbeit scheinen Sie in den letzten Jahren sehr viel Energie investiert zu haben und ernten jetzt den Erfolg, wobei Sie seit langem schon erschöpft sind. Es scheint mit ganz wichtig, dass Sie sich nun Zeit nehmen um sich INNERLICH neu zu orientieren! Auch was Sie über Ihre Familie erzählen klingt nach anstehenden Veränderungen. Mit Neuorientierung meine ich, dass Sie sich intensiv damit beschäftigen, wer Sie selbst geworden sind, nach den letzten Jahren, dass Sie sich selbst, Ihr Inneres in den Mittelpunkt stellen. Was macht ein bisschen Freude, was hat Ihnen früher Freude gemacht? Dieser Frage würde ich ausführlich Zeit widmen! Es scheint, als hätten Sie momentan die Verbindung zu Ihrer Freude verloren. (wichtig: Lassen Sie Nachrichten mal für eine Weile beiseite, alles, was man momentan hört, ist zusätzlich belastend!)
    Sie haben lange gewartet, bevor Sie nun geschrieben haben. Wissen Sie, was das Schöne, Erleichternde daran ist, wenn man sich für eine Weile in Beratung oder Therapie Unterstützung holt? Man bekommt recht schnell einen neuen Blickwinkel auf die alten Geschichten. (Das passiert beim Nachdenken alleine nicht.) Eine unbekannte Person, die sich genau in Ihre Thematik einfühlt und interessante Fragen stellt, hilft dabei, dass die Sicht auf die Dinge wieder weiter und hoffnungsvoller wird, dass man Zusammenhänge besser erkennt, dass man bemerkt, dass da doch noch Ressourcen sind, als man geglaubt hätte usw Kurz: es ist da eine verbündete, wohlwollende Person, die einem hilft, sich sich selbst wirklich zuzuwenden. Und das tut gut.
    In diesem Sinne lade ich Sie ein, z.B. bei Anima Mentis einen Termin zu vereinbaren, oder sich bei
    http://www.lebensberatung.at oder http://www.psyonline.at umzusehen!