Suche nach Berufung und Sinn

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Hallo. Ich bin 20 Jahre alt, studiere Mathematik und bin auf dem Weg, Mathematiker an einer Uni zu werden. Doch zweifle ich, ob ich beruflich doch etwas ganz anderes machen soll, weil ich langsam beginne den Sinn, der in dem Beruf als Mathematiker steckt, zu hinterfragen. Ich sehe nicht, wie ich als Mathematiker das Leben anderer Menschen beeinflussen kann. Ich wüsste leider gar nicht, was ich sonst machen würde, wenn ich mich dazu entschieden hätte, die Mathematik aufzugeben. Ich brauche so etwas wie einen Sinn im Leben, und irgendwie finde ich sie in der Mathematik nicht, obwohl mir Mathe viel Spaß macht und ich sehr gut darin bin. Mathematik ist für mich meine Komfortzone, und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich sie für immer verlassen muss, um langfristig glücklicher zu werden. Ich bin bereit, meine Liebe und meine Begabung für die Mathematik aufzugeben, wenn das notwendig ist, um einen Sinn im Leben zu finden. Ich sehe mich selbst als Egozentriker, weil ich nicht proaktiv daran arbeite, die Welt zu verbessern oder an die großen Probleme in der heutigen Welt zu arbeiten. Ich sehe nicht, wie mir als Mathematiker so etwas gelingen würde. Ich habe Probleme, mich mit anderen Menschen zu verbinden und mich selbst zu lieben. Mir fällt es oft schwer vorzustellen, was eine bessere Welt wirklich ausmacht. Ich bilde mir ein, dass ich mich selbst nur dann lieben kann, wenn ich im großen Maßstab objektiv Gutes für die Welt leiste, so einer wie Elon Musk. Ich vergleiche mich selbst viel mit anderen Menschen (oft auf einer unbewussten Ebene), egal ob in meiner sozialen Umgebung oder im Internet. Außerhalb der Mathematik wüsste ich garnicht was ich machen soll. Soll ich Psychologe werden, soll ich Weisheitslehrer werden, soll ich Medizinforscher werden, soll ich Unternehmer werden, soll ich an einer visionären Firma arbeiten oder selbst eine gründen, oder soll ich einfach dort bleiben, wo ich bin, weil mir dieser Bereich schon vertraut ist? Ich zweifle stark daran, dass ich die beste und stärkste Version von mir selbst sein werde, wenn ich meinem Leben der Mathematik widme. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich als Mathematiker schlechte oder gar keine Beziehungen im Privatleben haben werde, und dass meine Verbindung zu der Welt und zum Leben im Eimer gehen wird. Mein Fokus würde sich ausschließlich auf den Erfolg meiner beruflichen Laufbahn als Mathematiker ausrichten. Ich kann mich nur auf eine Sache fokussieren, und ich möchte brennend sicher sein, dass es für mich die richtige Sache ist. Ich möchte beruflich erfolgreich werden, aber mehr als das will ich Leben in meinem Beruf haben. Ich bin überhaupt kein Fan von work-life balance. Für mich ist meine Arbeit mein Leben. Ich will beruflich etwas ausüben, dass mich lebendig macht, und möchte mich nur auf das ausrichten. Ich bin zuversichtlich darin, dass ich ein erfolgreicher Mathematiker werden kann, nur zweifle ich stark daran, ob mir Mathematik je diesen Feuer erwecken wird. Ich weiß einfach noch nicht was mich wirklich glücklich macht. Was soll ich tun?

1 comment

  1. Ich finde es erfreulich, dass Sie sich so genau mit Ihrer Sinnsuche beschäftigen! Sie scheinen eine große Begabung für die Mathematik zu haben, wenn Sie sie Ihnen Spaß macht und die Mathematik sogar eine Komfortzone für Sie ist. Mir erscheint es sehr sinnvoll, wenn Menschen ihrer Begabung und Freude an einer Sache nachgehen, obwohl oft noch nicht sichtbar ist, was daraus werden kann. Jeder Mensch kann an der Stelle, wo er/sie ist dazu beitragen die Welt zu verbessern. (Eine Professur für Mathematik, also qualitätvolles Unterrichten könnte ja auch so ein Beitrag sein.) Versuchen Sie frei und offen zu schauen, ohne vorgefasste Meinung, ohne Konzept!

    Die Verbindung zu sich und zur Welt, die zwischenmenschlichen Beziehungen, das ist der anspruchsvollste Bereich, in dem wirklich jeder Mensch zu lernen hat! Haben Sie Geduld mit sich! Versuchen Sie eher forschend hin zu schauen, zu welchen Personen haben Sie eine freundschaftliche, angenehme Beziehung? Gibt es manchmal sympathische Kontakte?
    “Sich selbst lieben” – ist das nicht ein Riesenanspruch? Wie wäre es mit: zu sich selbst Verbindung aufnehmen, sich kennenlernen (Nur ein kleiner Anteil unserer Psyche ist bewusst -schauen Sie neugierig, ohne Bewertung!!), sich sich selber zuneigen? Ich empfehle Ihnen einen freundlich-liebevollen Blick einzuüben, auf sich selbst und andere! (z.B: Wenn ich freundlich hinschauen würde, was würde ich sehen?)
    Verbindung zu anderen Menschen gelingt am Leichtesten auch über Dinge, die man gemeinsam mag, z.B. Musik, Kunst, Sport, Natur,…..das könnte eine große Bereicherung sein!

    Hören Sie auf ,sich zu vergleichen!!! Jede Person hat eine individuelle Mischung an Eigenschaften, Begabungen, Ideen, Überzeugungen mit dabei….es gibt nichts zu vergleichen, der andere Mensch ist anders – Punkt. Wenn Sie sich vergleichen, wird alles im Leben zu einer Leistungsthematik. Das wäre sehr schade. So viele, schöne, kostbare Dinge im Leben haben nichts mit Leistung zu tun (siehe letzter Absatz!), sind einfach interessant, erfreulich, bereichernd!
    Sie möchten einen Beruf, der Sie lebendig macht – das kann ich sehr gut nachvollziehen! Nehmen Sie sich einen Moment Zeit um dem nachzuspüren, wo Sie bisher viel Lebendigkeit erlebt haben! Vielleicht ist diese doch nicht nur in der Arbeit zu finden?
    Wenn man an einen Lebensbereich so hohe Ansprüche hat, kann das leicht zu Unzufriedenheit führen! Generell empfehle ich Ihnen weniger Ansprüche an sich selbst zu haben und etwas mehr auszuprobieren, sich im Leben umzusehen, auch in Bezug auf Lebensbereiche, die eben nicht mit Leistung verbunden sind.
    Sie sind “kein Fan von work-life balance” – und doch braucht jeder Organismus neben Arbeit so etwas wie Balance, zB auch Beschäftigungen, die nicht nützlich sind, nur Freude machen, auch genug Erholung, genug Schlaf.
    Auch ist es möglich, dass man einen Beruf hat, der Geld bringt und eine andere Betätigung, die einen mit Begeisterung erfüllt. Lassen Sie vieles offen, finden Sie heraus, was Ihnen Freude macht!

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