Umgang mit Erkrankungen

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Ich habe oft das Gefühl, dass ich in der Gesellschaft wegen meinen Erkrankungen keinen Platz habe.
Ich leide an Depressionen und einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung. In meiner Ausbildung werde ich oft von Vorgesetzten kritisiert, ich sei faul, unzuverlässig, zu langsam bei den praktischen Arbeiten, dabei investiere ich meine ganze Energie in die Ausbildung. In meinem Freundeskreis habe ich mehrere Leute mit den gleichen Erkrankungen, die damit viel besser zurecht kommen, Medizin studieren, ihren Master machen, oder 2-3 geringfügige bzw. Teilzeit-Arbeitsplätze neben ihrer Ausbildung unterbringen.

Ich habe über 10 verschiedene Arten von Antidepressiva durchprobiert, bekomme Medikamente gegen AD(H) S und trotzdem erschöpft mich z. B. Geschirr abwaschen, als ob ich einen Marathon hinter mir hätte. Ich bin seit 10 Jahren in Therapie, aber ich fühle mich, als hätte ich keinen Platz, und habe oft Angst davor, dass es nie besser wird.

1 comment

  1. Viele Personen tun sich leider schwer das Ausmaß und Auswirkungen psychischer Störungen zu erkennen. So entstehen Vorurteile wie bspw. ”Du bist faul.”, “Mach doch einfach was…”, etc. Diese Vorwürfe und Aussagen treffen und führen eben zu Gefühlen, wie Sie diese beschreiben.

    Wie Sie sicherlich wissen, sind die Vorwürfe nicht zutreffend. Depressive Störungen und auch ADHS können zu wesentlichen Einschränkungen im Erleben des Alltags und im Verhalten führen. Vieles fühlt sich dadurch schwer, träge etc. an. Das Verhalten, Fühlen und Denken ist dadurch beeinflusst und macht einige Dinge schwerer, als andere Personen dies empfinden.

    Wichtig ist, dass Sie gut über Ihre Erkrankungen informiert sind. Im sogenannten Prozess der ‘Psychoedukation’ bespricht Ihr:e Psychotherapeut:in mit Ihnen, wie sich psychische Störungen auf das eigene Erleben auswirken und wie sich diese zeigen können. Gute Aufklärung/Psychoedukation kann Ihnen dabei helfen, eigenes Erleben besser verstehen und auch im Außen besser damit umgehen zu können.

    Sie müssen keine 3 Jobs annehmen und auch nicht nebenbei noch einen Master-Abschluss schaffen. Es kostet viel Energien sich um sich selbst und sein Erleben zu kümmern – tun Sie das, wofür Sie Energien haben und diese gut für sich einsetzen können. Versuchen Sie sich nicht zu überfordern, sondern auf eigene Ressourcen zu achten. Versuchen Sie auch Dinge zu etablieren, die Ihnen gut tun, wovon Sie Energien beziehen können.

    Sprechen Sie aktuelle Sorgen und auch Herausforderungen immer wieder in der Psychotherapie an! Ihr:e Psychotherapeut:in wird mit Ihnen gemeinsam passende Mechanismen zum Umgang erarbeiten.