Ungleichgewicht in einer alten Freundschaft

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Ich bin ausgelaugt durch meine (ehemalige) beste Freundin!

Wir waren 8 Jahre lange beste Freundinnen. Egal was war, ich war immer an ihrer Seite. Wenn es ihr schlecht ging, dann habe ich ihr immer ein Ohr gegeben, damit sie sich ihren Kummer von der Seele reden kann.

Wenn sie Probleme in der Beziehung oder mit Dates hatte, hat sie bei mir alle Probleme abladen können. Ich hab ihr zugehört, sie aufgemuntert, unterstützt, Tipps gegeben, … Eben Sachen, die eine beste Freundin so macht.

Weil sie eher eine “jammernde” Person ist und aus jeder Mücke gleich einen Elefanten macht bzw sich gleich als Opfer darstellt, dachte ich, dass sie einfach großen Ängste hat bzw pessimistischer verlangt ist und deswegen so tickt. Und dass ihr meine Unterstützung und das positive Zureden hilft.

Jedoch hat sich bei mir vor ca 2 Jahren angefangen, eine Depression anzuschleichen. Ich hab im Studium Rückschläge gehabt, hab meinen Job verloren und bei Bewerbungsgesprächen absolut keinen Erfolg gehabt. Mir ging es immer schlechter. Doch immer wenn ich meine Lage ansprechen wollte und auch wen zum Zuhören gebraucht habe, hat meine beste Freundin zu mir so Sachen gesagt wie “Also bei mir ist das ja viel schlimmer! Ich wollte unbedingt den Job XY und hab dann einen anderen nehmen müssen. Und auf die Prüfung XY wollte ich unbedingt die Note 1 haben, aber hab nur die Note 2 bekommen. Was glaubst du wie frustriert ich da war! Ich hab mir so viel Mühe gegeben und danach ging es mir soooo schlecht!…”

Objektiv gesehen, war ich in der schlechteren Lage. Ich hab absolut keinen Job gefunden und bin durch Prüfungen gefallen. Statt mich aufzumuntern oder wenigstens Verständnis zu zeigen, hat sie nur rumgejammert wie mies es ihr doch geht und mich in der Hinsicht nie zu Wort kommen lassen.

Weil sowas immer passiert ist, wenn ich über meine Probleme reden wollte, hab ich es dann irgendwann gelassen. Ich wurde immer depressiver und immer trauriger. Sie hat mich weiterhin mit ihren Problemen zugeklatscht. Sie hat am Handy immer bombardiert mit Textnachrichten und Sprachnachrichten (das hat sie immer schon gemacht) und mir war das Ganze einfach schon zu viel. Ich konnte ihr nicht mehr zuhören bei ihren Mini-Problemchen, die sie künstlich aufbauscht und mit einer Tragik erzählt, als würde gleich die Welt zusammenbrechen, wegen Problemen, wie zB dass sie keinen Friseurtermin vor dem nächsten Urlaub mehr bekommt.

Weil ich immer länger gebraucht habe, um zu antworten und bei Treffen immer abwesender wurde und nicht mehr so gut gelaunt war wie früher (ich hab mich innerlich ja auch leer gefühlt), hat sie mich irgendwann geghostet. Ich hab sie gefragt, warum sie mir nicht mehr schreibt und nicht mehr antwortet und es kam nie eine Antwort, obwohl sie es gelesen hat.

Irgendwann habe ich eine gemeinsame Bekannte zufällig getroffen und sie gefragt, ob sie was von meiner ehemaligen besten Freundin gehört hat. Da hat diese Bekannte mir gesagt, dass meine ehemalige beste Freundin ihr erzählt hat, dass ich so eine schlechte Freundin bin und dass ich so eine Langweilerin bin und man mit mir ja keinen Spaß haben kann und dass ich so ein Loser im Leben bin, weil ich überall versage. Ich war so gekränkt, als ich gehört habe, was meine ehemalige beste Freundin hinter meinem Rücken über mich erzählt hat.

Ich bin auf die histrionische Persönlichkeitsstörung gestoßen und vermute, dass meine ehemalige beste Freundin davon betroffen sein könnte. Zumindest erfüllt sie absolut jeden Punkt. Sie will immer Aufmerksamkeit, macht aus allem ein Drama, definiert sich über ihr Aussehen und ihren Erfolg bei Männern, …

Unabhängig davon, ob sie diese Persönlichkeitsstörung hat oder nicht. Ich bin extrem ausgelaugt, dass ich immer ihre Gedankenmüllhalde gespielt habe und dann quasi entsorgt wurde, als ich das nicht mehr tun konnte und von ihr keine Unterstützung bei Probleme bekommen habe.

Ich fühl mich wie ein ein angerotztes Taschentuch, das man in den Müll geworfen hat, weil man es nicht mehr braucht. Es ist ein mieses Gefühl!

1 comment

  1. Sie haben eine sehr schmerzhafte Erfahrung gemacht! Ich kann gut verstehen, dass Sie sich ausgelaugt fühlen.
    Wenn Sie jetzt zurückblicken: war das Ungleichgewicht in dieser Freundschaft immer schon da und Sie haben es erst spät bemerkt? Was war früher schön an der Freundschaft?

    Es ist ein guter Zeitpunkt, dass Sie diese Freundschaft (und auch andere zwischenmenschlichen Beziehungen!) genauer unter die Lupe nehmen!
    Vor 2 Jahren hätten Sie Unterstützung von Ihrer Freundin gebraucht, diese aber nicht bekommen. Im Gegenteil, die Freundin hat wieder ihre Probleme zur Sprache gebracht. Das zeigt, dass Ihre Freundin Sie gar nicht gehört und gesehen hat. Da war also kein Kontakt zwischen Ihnen! Die Freundin hat eigentlich das alte Rollenspiel eingefordert. Es scheint, dass sie ein ganz dringendes Bedürfnis hat, gesehen zu werden.

    Wenn man in einer Freundschaft nicht zu Wort kommt, ist das eigentlich keine Freundschaft. Sie haben es lange so hingenommen, dass Sie die Gebende waren und Ihrer Freundin eine Bühne geboten haben. Wieso eigentlich? Wann haben Sie bemerkt, dass Sie sich so nicht wohl fühlen? Sind Sie in anderen Beziehungen auch oft die Gebende gewesen (eine gewohnte Rolle also), oder waren da Verlustängste?
    Ja, später haben Sie sich -anstatt ein klärendes Gespräch zu führen- innerlich zurück gezogen. (…bei Treffen immer abwesender…) Es wäre ja auch die Möglichkeit gewesen direkt zu sagen, dass die bisherige Freundschaft so nicht mehr passt. Oder, dass Sie nicht so viel Nachrichten geschickt bekommen möchten. Oder vielleicht mal Abstand brauchen und eine Weile keinen Kontakt möchten.
    Was die gemeinsame Bekannte erzählt hat, zeigt auch, dass es kaum/keinen Kontakt gab. Sie wurden von Ihrer Freundin gar nicht wahrgenommen (und dann abgewertet, als von Ihnen nichts mehr zu kriegen war)
    Auch wenn diese Erlebnisse sehr schmerzhaft gewesen sind, waren sie vielleicht doch auch wichtig für Ihre persönliche Entwicklung. Wir alle brauchen Freundschaften auf Augenhöhe! Schauen Sie sich Ihre wichtigen zwischenmenschlichen Beziehungen genauer an. Vielleicht gibt es ja auch welche, wo das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen passt? Wenn Sie professionelle Unterstützung möchten, wir von Anima Mentis sind gern für Sie da!